Internationaler Frauentag 2021: Mehr Gewerkschaft, mehr Gleichstellung - mehr denn je!

Digital zu sein, lautete auch in diesem Jahr die Devise. Die EVG lässt sich in der Krise nicht zurückdrängen, wir stehen weiter Seite an Seite mit unseren Kolleg*innen! Denn gerade jetzt ist es wichtig, den negativen Auswirkungen der Corona-Krise auf Chancengleichheit und Frauenförderung entgegenzuwirken! Deswegen lautete das DGB-Motto zum diesjährigen Frauentag: „Mehr Gewerkschaft, mehr Gleichstellung – mehr denn je!“
Der Internationale Frauentag am 8. März blickt auf eine lange Geschichte zurück und ist in Berlin mittlerweile auch gesetzlicher Feiertag. Er wird begangen, um für die Gleichberechtigung der Frauen, gegen ihre Diskriminierung in jeglicher Hinsicht und für bessere und faire Arbeitsbedingungen einzustehen. Auch die EVG und ihre Mitglieder sind jedes Jahr dabei.
„Wer weiß denn sowas?“
Viele Kolleginnen fanden sich am Abend des 8. März zu einem digitalen Stammtisch zusammen, um gemeinsam „live“ an einem Quiz zur Geschichte der Frauenbewegung teilzunehmen. Schon die erste Frage nach dem Land, in dem zuerst das Frauenwahlrecht verankert wurde, führte zu Erstaunen. Richtige Antwort: die Cook-Inseln, 1893. Auch die weiteren Fragen offenbarten allerhand Kurioses und Erstaunliches, wie das Verbot für Frauen in Paris, Hosen zu tragen, das formell bis 2013 gültig war.
Deutlich zeigte sich, dass neben vielen frühen Fortschritten und Pionier*innen immer noch genügend Weichen für die Gleichberechtigung zu stellen sind und viele Errungenschaften der Frauenbewegung einen langen Kampf hinter sich haben.
Durch den Abend führten Nadja Houy (Vorsitzende der Bundesfrauenleitung), Erika Albers (Arbeitskreis 08. März) und Marius Beckmann (Bundesfrauensekretär). Die Idee für die Veranstaltung war im Arbeitskreis zum 8. März entstanden, an dem sich neben Mitgliedern der Bundesfrauenleitung auch zahlreiche andere interessierte Kolleginnen beteiligten.
Alle Teilnehmer*innen waren sich einig, dass Konzept des digitalen Stammtisches weiterführen zu wollen. Der nächste Termin wird noch bekannt gegeben. Interessierte können sich gerne schon jetzt per E-Mail melden: Marius.Beckmann@evg-online.org
„Herzlich willkommen in der Geschichte der Eisenbahn!“
Das sagten die Ortsfrauenleitungen der Geschäftsstellen Hamm und Dortmund zu Beginn eines virtuellen Rundgangs im Nürnberger DB Museum. Via MS-Teams wurden die Teilnehmerinnen durch die Räumlichkeiten des Museums geführt.
Neben der interessanten Ausstellung wurde nach Hinweisen gesucht, welche Rolle Frauen in der Geschichte der Eisenbahn gespielt haben und spielen. Untermauert wurde der Besuch im Museum durch erzählte Anekdoten, die Frau im Berufsleben erfahren hat.
Auch die Auswirkungen der derzeitigen Pandemie auf die Gesamtsituation der Frauen war ein Gesprächsthema. Die rund 40 teilnehmenden Frauen zeigten sich am Ende des gut 45-minütigen Rundganges von diesem begeistert.
110 Luftballons
Aber nicht nur online wurde der Frauentag gefeiert. Um auf die 110-jährige Tradition des Tages aufmerksam zu machen, wurden in Halle/Saale 110 lilafarbige Luftballons vom Marktplatz der Stadt gestartet.
In Stuttgart begingen die Frauen der DGB-Gewerkschaften den Tag mit einem Demonstrationszug und einer Kundgebung. Die EVG-Frauen bauten gemeinsam mit der IG-Metall einen Info-Stand auf und legten Flyer, Postkarten sowie kleine Giveaways aus. Vor dem Gesundheitsministerium berichteten Frauen, die in Pflege und Gesundheit beschäftigt sind, über die Pflegesituation. Ein besonderes Zeichen waren 150 rote Schuhpaare, die auf dem Schillerplatz unweit des Justizministeriums aufgestellt wurden. Diese standen symbolisch für die Frauen, die in Deutschland im vergangenen Jahr durch Ehemänner, Expartner oder anderen männlichen Familienmitgliedern ermordet wurden.
Die Betriebsgruppe DB Vertrieb Freiburg/Karlsruhe verteilte Bienenwachstücher und der Landesverband Frauen Baden-Württemberg Frauenkalender an alle Kolleginnen bei DB Vertrieb. In einem feierlichen Rahmen gab es in der Abteilung DB Klassenfahrten und Gruppenreisen eine Talkrunde, begleitet von Kuchen und Rosen. Diese Abteilung ist noch bis Mai 2021 die einzige Abteilung bei DB Vertrieb, die sich seit fast einem Jahr in Kurzarbeit befindet und deshalb eine besonders schwierige Zeit hinter sich hat. Die fehlenden sozialen Kontakte und Austauschmöglichkeiten mit den Kollegen*innen haben hier deutliche Spuren hinterlassen.
Die Kolleginnen bei der DB Zeitarbeit sind der Betriebsgruppe immer wichtig - und der Internationale Frauentag ist daher Anlass, für eine Wertschätzung der besonderen Art. In diesem Jahr überraschte die Betriebsgruppe die Kolleginnen mit „Wildblumen aus der Dose“. Bei guter Pflege werden sie lange Freude daran haben. Die Überraschung ist gelungen - das zeigen die vielen positiven Rückmeldungen.
„Durch die Corona-Pandemie ist mal wieder deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit vor allem von Frauen ist, damit unsere Gesellschaft funktioniert."
Equal Pay Day 2021: Kleine Fortschritte & Europäische Richtlinie
Der „Equal Pay Day“, der die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern symbolisiert, ist in diesem Jahr ein paar Tage nach vorn gerückt: auf den 10. März. Lag die Lücke 2015 noch bei 22 %, ist sie nach den aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf 18 % gesunken, aber verschwunden ist sie leider noch lange nicht.
„Es muss nach wie vor darum gehen, dass wir diese Ungerechtigkeit beseitigen“, fordert EVG-Vize Martin Burkert. Die Entgeltlücke hat viele Gründe. So sind es noch immer überwiegend Frauen, die einen Großteil der unbezahlten Haus- und Sorgearbeit übernehmen. Gerade in der Pandemie waren es wieder die Kolleginnen, welche die zusätzliche Betreuung übernommen haben. „Hier braucht es dringend eine gerechtere Verteilung und eine größere Anerkennung dieser geleisteten Arbeit, auch im Hinblick auf faire und gute Renten für Frauen“, so Martin Burkert weiter.
Überdies müssen Berufe, die vermehrt von Frauen ausgeübt werden, aufgewertet werden. „Durch die Corona-Pandemie ist mal wieder deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit vor allem von Frauen ist, damit unsere Gesellschaft funktioniert. Es ist völlig inakzeptabel, dass es sogar bei systemrelevanter Arbeit oft keine ordentlichen Tarifverträge gibt. Generell brauchen wir eine echte Aufwertung frauendominierter Berufe“, so Burkert weiter.
Als ersten Schritt in die richtige Richtung beurteilt die EVG, dass die Europäische Kommission endlich einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Lohntransparenz veröffentlicht hat. Sie enthält einige gute Grundsätze, jedoch gibt es seitens des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) Bedenken, die von der EVG geteilt werden: Die Richtlinie beinhaltet unzureichende Instrumente, um sie in der Praxis umzusetzen.