Sicher unterwegs: Jede 10. Körperverletzung in Verbindung mit Corona
Die EVG fordert eine schnellere und einfachere Erfassung von Übergriffen gegen Mitarbeitende bei Bus und Bahn. Das Ziel muss sein, „bei allen Verkehrsunternehmen ein standardisiertes Notfallmanagement und ein modernes Meldewesen per App auf dem Diensttelefon zu realisieren“, sagt EVG-Vorstand Kristian Loroch.

Zudem fehle es an Nachsorgekonzepten. Durch standardisierte Verfahren wären Meldedaten endlich untereinander vergleichbar und würden in der gesamten Branche zu mehr Transparenz führen. So würde sehr schnell klar, wo es regionale Unterschiede gibt und wo nachgesteuert werden muss.
Hauptbetroffene von Übergriffen sind in der Regel die Beschäftigten im Regionalverkehr, die Sicherheitskräfte und Prüfdienste. Nach uns vorliegenden Zahlen gab es 2020 allein bei der Deutschen Bahn mehr als 2.000 Fälle von vollendeter Körperverletzung - gut zehn Prozent davon standen in Verbindung mit Corona.
Hinzu kommen etwa 470 Fälle, bei denen es beim Versuch einer Körperverletzung blieb. „Jeder davon ist einer zu viel“, so Kristian Loroch. Gut 20 Prozent der Beschäftigten wurden mit Waffen oder Gegenständen angegriffen, dazu zählen neben Glasflaschen und Messern auch Stangen und Steine. Die meisten Übergriffe ereignen sich in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hessen, bezogen auf die Bahnhöfe stellen Frankfurt, Hamburg und Berlin besondere Schwerpunkte dar.
„Vor diesem Hintergrund begrüßen wir, dass neben Abellio auch die Deutsche Bahn im Regionalverkehr eine spezielle Sicherheitsabfrage per App eingeführt hat, mit deren Hilfe Betroffene Übergriffe schnell und unkompliziert gemeldet werden können.“
Durch die rege Nutzung der App durch unsere Kolleginnen und Kollegen im Regionalverkehr konnten bei der DB AG zudem „Risikostrecken“ identifiziert werden, auf denen jetzt - im Rahmen eines Pilotprojekts - mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden sollen. Die EVG begrüßt das, fordert aber, dass der Einsatz von mehr Personal nicht zeitlich befristet werden darf und dass nur geschultes Fachpersonal von DB Sicherheit beauftragt werden soll.
Ziel der EVG ist es, dass diese Sicherheitsabfrage per App bei der Deutschen Bahn in allen Geschäftsfeldern mit Kundenkontakt genutzt wird. Für den Busbereich bei der DB AG haben wir das bereits erreicht. Der Einsatz wird entsprechend ausgeweitet. „Das ist ein großartiger Erfolg unserer Betriebsräte“, so Kristian Loroch. Auch bei allen anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen müsse das Erfassen und Melden von Übergriffen mit elektronischen Hilfsmitteln erleichtert werden. Ein einheitlicher Standard ist sinnvoll – das Problem der Übergriffe ist überall das Gleiche, die Lösungsansätze könnten es dann auch sein.

Für alle Kolleginnen und Kollegen, die Opfer eines Übergriffs wurden, bietet die EVG Beratung und Informationen über mögliche Unterstützungsleistungen an. Dafür gibt es „Ruf Robin“ – das EVG-Hilfe-Telefon, nunmehr mit neuem Erscheinungsbild. Am Anfang steht eine umfassende Beratung. Für EVG-Mitglieder im Geltungsbereich des Fonds soziale Sicherung (FsS) werden zudem Rechtsschutz in Straf- und Zivilverfahren, Krankenhaustagegeld, Schmerzensgeld sowie Übergangsgeld bei Berufsunfähigkeit, Unterstützung bei Eintritt von Berufs- und Dienstunfähigkeit bzw. bei voller Erwerbsminderung gewährt. Mitglieder der Stiftungsfamilie BSW & EHW erhalten zudem psychologische Unterstützung sowie Hilfe bei Stress und Eskalation im Berufsalltag.
Bei einigen Unterstützungsleistungen ist es wichtig, dass Straftaten unverzüglich bei der zuständigen Polizeidienststelle angezeigt werden. Das ist jetzt auch online möglich, beispielsweise auf der Seite des Fonds soziale Sicherung. https://dein-fonds.de/opfer-von-straftaten