Workshops mobile Arbeit: Corona verändert die Arbeitswelt
War „mobile Arbeit“ vor der Pandemie eher ein Spezialthema, so ist sie inzwischen zu einer weit verbreiteten Arbeitsform geworden. Für Ende April hatte die EVG interessierte Mitglieder zu einem ersten Austausch über Erfahrungen mit mobiler Arbeit eingeladen.

Die Aussagen sind noch nicht repräsentativ; erst wenn alle Workshops ausgewertet sind, ergibt sich ein belastbares Bild über die Veränderungen in der Arbeitswelt durch Corona. Doch schon der erste virtuelle Erfahrungsaustausch zeigte: An den Wünschen und Möglichkeiten, wo und wie zu arbeiten, hat sich viel geändert.
So gaben nur acht Prozent der Teilnehmenden des ersten Workshops an, auch vor der Pandemie schon regelmäßig von zu Hause gearbeitet zu haben. Derzeit sind es rund 80 Prozent. Und auf die Frage, wie die Zukunft aussehen solle, erklärten lediglich 14 Prozent, dass sie künftig wieder bevorzugt in Präsenz arbeiten wollen; 53 Prozent möchten überwiegend mobil arbeiten und 33 Prozent können sich vorstellen, hälftig sowohl im Büro wie auch von zu Hause zu arbeiten. Und das, obwohl die Rahmenbedingungen für viele nicht optimal sind. Oft stellt der Arbeitgeber die nötigen Arbeitsmittel nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung, häufig muss ein Esstisch als Arbeitsplatte zur Verfügung stehen oder der Bürostuhl erfüllt nicht die ergonomischen Erfordernisse. Zudem fühlen sich viele Kolleginnen und Kollegen noch immer nicht richtig auf das Arbeiten von zu Hause vorbereitet. Gewünscht werden Bildungsangebote zu Zeitmanagement und Selbstorganisation.
Unklar ist für viele auch, welche Form von „Heimarbeit“ sie denn in Anspruch nehmen - Teleheimarbeit, alternierende Heimarbeit, mobile Telearbeit oder Flex@work? „Genau das ist einer der Gründe, warum wir diese Workshops durchführen“, sagte EVG-Vorstand Kristian Loroch.
„Wir brauchen ein klares Bild, unter welchen Bedingungen derzeit gearbeitet wird, wie die Erwartungshaltung der betroffenen Kolleg*innen ist und wo wir kurzfristig durch weitere Betriebsvereinbarungen oder mittelfristig durch entsprechende Regelungen im Tarifvertrag nachsteuern müssen. Denn das Thema „Homeoffice“ wird uns noch lange begleiten.“
Derzeit müsse beispielsweise geklärt werden, was die gesetzliche verordnete Heimarbeit an Verpflichtungen für den Arbeitgeber nach sich ziehe. Insgesamt beklagen die Kolleg*innen eine deutlich höhere Arbeitsbelastung und die fehlende Möglichkeit, mental Abstand von den Aufgaben im Beruf zu nehmen. Die Fahrt zur Arbeit und nach Hause war in der Vergangenheit oft willkommene Gelegenheit, abzuschalten. Zudem fehlen die Kaffeepausen oder die sozialen Kontakte schlechthin. So mancher trifft sich heute virtuell auf einen kleinen Tratsch oder ein Feierabendbier.
„Wir müssen in dieser Diskussion aber auch Kompensationsmöglichkeiten für all jene schaffen, die nicht zu Hause arbeiten können“, erklärte EVG-Vorstand Kristian Loroch. Auch darüber soll in den Workshops diskutiert werden.
Die Ergebnisse dieser Workshops fließen in eine große Fachkonferenz zum Thema „Mobile Arbeit“ ein, die im Herbst veranstaltet wird. „Wichtig wäre uns, dazu die Meinung möglichst vieler unserer Mitglieder zu erfahren. Schließlich wollen wir den digitalen Wandel gemeinsam gestalten.
Info: Welche Arbeitsformen gibt es?
Tarifvertraglich haben wir die „alternierende Telearbeit“ geregelt. Dabei wird die bisher in den Räumlichkeiten des Betriebes zu erbringende Arbeitsleistung freiwillig teilweise in den häuslichen Bereich des Arbeitnehmenden verlagert und dort erbracht. Das kommt dem, was gemeinhin als „Homeoffice“ bezeichnet wird, sehr nahe.
Daneben gibt es noch die „mobile Telearbeit“. Bei der mobilen Telearbeit kann der Arbeitsort frei gewählt werden. Der Arbeitgeber stellt dafür die geeignete Informations- und Kommunikationstechnik zur Verfügung.
Die Arbeit wird freiwillig an wechselnden Örtlichkeiten innerhalb und außerhalb der eigentlichen Tätigkeitsstätte oder betrieblich veranlassten Arbeitsorten, erbracht. Schwerpunkt der Erbringung der Arbeitsleistung ist die betriebliche Arbeitsstätte.
Zudem gibt es noch „flex@work“. Damit wird das Gesamtkonzept aus mobiler Telearbeit, Desk Sharing (mehrere Beschäftigte teilen sich einen Schreibtisch und arbeiten wechselseitig im Büro oder von zu Hause) und Clean Desk (keine persönlichen Gegenstände auf dem Schreibtisch, nur das Nötigste zum Arbeiten und am Abend wird alles aufgeräumt) beschrieben.